Sonntag, 8. Dezember 2013

Wie peinlich ist das denn?

Das erste mal bis über beide Ohren verliebt. Was gibt es schöneres für ein pubertierendes Mädchen? Nichts. Jeder Schritt ein Wolkentanz, jeder Gedanke ein verklärtes Licht.
Der Alltag ist gestrichen, gezählt werden nur die gemeinsamen Stunden.
Dazwischen herrscht im Kopf das reinste Chaos.
So geht es mir, kurz nach meinem 15. Geburtstag. Mein Freund Michael haut mich aus meine gewohnte Bahn. Er ist der Größte, der Coolste. Für ihn könnte ich Sterne vom Himmel holen.

Er will mit mir Sex, ganz unverkrampft sagt er. Ohne Angst haben zu müssen. Seine Eltern fahren übers Wochenende fort. Wir können wie geplant zum Schulfasching und anschließend zu ihm nach Hause.
Ich hole mir sofort einen Termin beim Frauenarzt. Gerne wäre ich zu einer Frau gegangen. Leider hat nur ein männlicher Frauenarzt einen freien Termin. Da muss ich nun durch. Schließlich geht es um meine große Liebe. Ich brauche die Pille und sofort.
Die Nacht vom Donnerstag zum Freitag komme ich kaum zum Schlafen. Meine Nerven sind völlig überspannt. Ich sehe mich schon nackt in Michaels Bett. Das erste Mal für mich.
Ich kann mich nicht mehr erinnern wie ich die Unterrichtsstunden an diesem Tag hinter mich bringe.
Jetzt also der unvermeidliche Arztbesuch. Vorher unter die Dusche und noch schnell extra Duft zwischen die Beine gesprüht. Will ja auch gut riechen. Der Frauenarzt war ein gutaussehender Mann. Erklärte mir ausführlich die Anwendung der Antibabypille und auch die Nebenwirkungen. Nur ich war viel zu aufgeregt um alles zu erfassen. Ich wusste, ich musste mich vor diesem Mann entblößen. Wie unangenehm es auch ist, ich habe keine Wahl. Ich also auf den Stuhl. Der Arzt untersucht mich und sagt wortwörtlich: „ Uii, heute haben wir uns aber extra schick gemacht.“
Ich stehe völlig neben mir. Nehme das Rezept, laufe in die Apotheke und habe die Schachtel endlich in der Hand.
Mir geht diese Satz nicht aus dem Kopf. Was meinte der Arzt nur damit? Rieche ich zu stark?

Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich muss mich noch für den Fasching fertig machen. Schließlich
will ich doch als krass blauer Troll gehen. Ich ziehe mich aus, sehe in den Spiegel und bekomme einen Schreikrampf. Meine Haare sind blau, blau zwischen den Beinen. Ich habe das Deo mit dem Haarspray verwechselt.

Heilt der Winter jeden Schmerz?



Treib die Pferde von der Weide,
pflück das letzte Obst der Bäume.
Nebel blühen auf der Heide
bleich gefärbter Sommerträume.

Frostig schleicht die Todesahnung
Seele möchte Frieden finden.
Säuselt Wind die sanfte Mahnung
alles Schöne wird verschwinden.

Weine nicht um heiße Liebe
geh nach Haus und lass sie sterben.
Hast gehofft, dass sie noch bliebe
fruchtlos scheint dir nun dein Werben.

Vieles hat die Nacht gewendet.
Tage scheinen nun verwirrend.
Blick ins Gestern Freude spendet,
Fliederduft im Sinn bewahrend.

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